Das Azure Map Visual ist seit Mai 2023 Generally Available (GA) und bildet den neuen Standard für Geo Visualisierung in Power BI. Diese Blogbeitragsserie liefert einen Überblick über die Unterschiede zwischen den bisherigen beiden Map Visuals und dem Azure Map Visual und zeigt auch, welche Themen bei einer Umstellung bestehender Reports wichtig sind und auch welche neuen Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
Der Fokus in diesem ersten Teil liegt auf dem Vergleich der allgemeinen Kartenfunktionen, auf die konkreten Visualisierungsfunktionen wird dann im zweiten und dritten Teil dieser Serie eingegangen.
1. Strategische Positionierung des Azure Map Visuals
Das Azure Map Visual soll die bisherigen beiden Core Visuals Map und Filled Map sowie vermutlich auch das (seit vielen Jahren in Preview befindliche) Shape Map Visual ersetzen. Aktuell sind (noch) auch die bisherigen Visuals Visuals in Power BI verfügbar:

Hier das Zitat aus den Release Notes aus dem May 2023 Release mit der Beschreibung dieser Strategie:
As you might have been able to infer since the release of the visual’s public preview, we are focusing our development efforts on Azure Maps as the single first-party map visual in Power BI. In fact, in a future release, we will fully deprecate our older map visuals and migrate even existing reports over to Azure Maps in order to truly unify all of our map visuals into one.
Aktuell sind uns kaum Informationen zur weiteren Roadmap diesbezüglich bekannt - leider ist das Azure Map Visual aktuell auch noch nicht Bestandteil des Core Visuals Vision Boards, sodaß auch dort noch keine Infos zu geplanten neuen Features herausgelesen werden können.
2. Erster Vergleich des Azure Map Visuals
Der erste Eindruck des Azure Map Visuals im direkten Vergleich mit dem bisherigen Map Visual zeigt, daß die beiden Darstellungen sehr ähnlich sind ...

... und auch der Vergleich mit dem Filled Map Visual zeigt diese grundsätzliche Übereinstimmung:

Der Vergleich der verfügbaren Buckets zeigt, daß das Azure Map Visual ähnlich zu den bisherigen beiden Core Visuals strukturiert ist und über die zwei zusätzlichen Feldbereiche Path ID und Point Order verfügt:

Der Vergleich der verfügbaren Settings zeigt, daß das Azure Map Visual die Settings der bisherigen beiden Core Visuals vereint und eine Menge zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten bietet:

3. Ausgewählte Kartenfunktionen im Vergleich
3.1 Maximale Anzahl Datenpunkte
Das Azure Map Visual unterstützt 30.000 Datenpunkte, während das bisherige Map Visual nur 3.500 Datenpunkte unterstützt hat.
3.2 Verfügbare Karten Layouts
Die verfügbaren Layoutoptionen sind im Azure Map Visual deutlich erweitert gegenüber den bisherigen beiden Core Visuals:

Auch die Auswahl der verfügbaren Kartenlayouts wurde im Azure Map Visual deutlich erweitert:

Hier der Vergleich mit dem Kartenlayout "Road" - die Darstellung im Azure Map Visual ist jedenfalls deutlich übersichtlicher als bisher:

3.3 Verfügbare Controls auf der Karte
Ein echtes Highlight sind die neuen Controls auf der Karte:

Die Zoom Buttons und die Lasso Selektion gab es auch schon bisher ...

... neu hingegen ist die Neigungsverstellung für die Karte:

Und auch die Nord-Süd-Ausrichtung kann jetzt durch den End User verändert werden:

Aber auch die Lasso Selektion wurde deutlich ausgebaut, es stehen jetzt verschiedene Selektionsgeometrien zur Verfügung:

3.4 Zoom und Auto Zoom
Der Default Zoom kann im Azure Map Visual sehr gut konfiguriert werden ...

... beim Auto Zoom offenbart sich jedoch ein Thema, das fallweise auch zum Problem werden kann. Die Karte im Azure Map Visual wird nicht mehr verzerrt (kein "Grönland und Antarktis" Effekt mehr), das führt jedoch bei bestimmten Visual Formaten dazu, daß bspw. die Weltkarte trotz verfügbarer Datenpunkte nur abgeschnitten dargestellt wird:

3.5 World Wrap
Beim Azure Map Visual wurde auf die möglichst korrekte Darstellung des Globus im 2-dimensionalen Format Wert gelegt. Der World Wrap - also die Überlappung bzw. Wiederholung der Kontinente bei einem breiten Visual - fällt beim Azure Map Visual sehr gering aus, während die bisherigen beiden Visuals hier exzessiv die Kontinente wiederholt habe:

Zusätzlich kann der World Wrap über das entsprechende Setting deaktivert werden, sodaß es zu überhaupt keiner Wiederholung von Kontinenten kommt:

3.6 Category Labels
Hier ein Feature, beim dem es gar keine Unterschiede / Neuerungen gibt - den Category Labels:

3.7 Layer und Layer Settings
Das Azure Map Visual unterstützt - im Gegensatz zu den bisherigen beiden Map Visuals - Layer. D.h. es können im selben Visual mehrere Layer aktiviert werden, bspw. ein Layer mit einer Filled Map und ein zweiter Layer mit einer Bubble Visualisierung.
Dazu können mit den neuen Layer Settings einerseits die Skalierung als auch die Darstellung der nicht selektierten Datenpunkte ...

... bei Anwendung eines Crossfilters definiert werden:

4. Limitierungen des Azure Map Visuals
Die folgenden Limitierungen beziehen sich auf den Stand Juni 2025.
4.1 Kein Drillthrough!
Einen Riesen-Schwachpunkt gibt es beim Drillthrough - dieser wird nach wie vor im Azure Map Visual nicht unterstützt!!
Hier ein Dashboard mit einem aktiven Drillthrough unter Verwendung des "alten" Map Visuals - der Drilltrhough ist aktiv:

Das gleiche Dashboard mit dem neuen Azure Map Visual - der Drillthrough wird nicht aktiv:

4.2 Ungenauigkeiten bei Geo Codierung
Wie auch schon bei den bisherigen Geo Visuals, kommt es bei der Geo Codierung von ISO Codes zu Fehlern, daher besser vollständige Ländernamen verwenden.
4.3 Einschränkungen bei Linien Visualisierungen
WKT‑Strings werden nicht unterstützt und landen häufig in falschen Positionen. Um Linien darzustellen, muss man aktuell den neuen Path Layer einsetzen oder GeoJSON-Dateien als „Reference Layer“ hochladen – was aber keine dynamische Aktualisierung erlaubt. Quelle: ChatGPT
4. Fazit und Evaluierung
Das Azure Map Visual ist sehr viel leistungsfähiger als die bisherigen beiden Core Visuals Map und Filled Map, hat aber leider auch zumindest einen gravierenden Haken:
Pro | Contra |
---|---|
+ All-in-One Visual + Umfangreiche Settings für deutlich bessere Aussagekraft + Zusätzliche Visualisierungsformen (bspw. 3D-Balken) + Layerlogik zum Einfachen Aktivieren zusätzlicher Visualisierungen | - Fehlende Unterstützung für den Drillthrough - Unglückliches Auto-Zoom Verhalten mit abgeschnittenen Visualisierungen |
Unsere Empfehlung:
Umstieg auf das Azure Map Visual sofern nicht einer der Schwachpunkte des Visuals den Einsatz eines der bisherigen Visuals verlangt.
Quellen
https://learn.microsoft.com/de-de/azure/azure-maps/power-bi-visual-get-started
https://powerbi.microsoft.com/en-ie/blog/power-bi-may-2023-feature-summary