Neuerungen im Semantic Model von Power BI

Mit dem aktuellen November 2023 Release von Power BI kommen gleich mehrere große Erweiterungen am Datenmodell, das ab sofort Semantic Model heißt. Der Bedarf für die externen Community Tools Tabular Editor und DAX Studio sinkt durch die deutlich erweiterten Funktionen von Power BI Desktop, auch wenn es vorerst schon noch genügend andere Anwendungsfelder für die beiden Tools gibt.

Ich interpretiere die Neuerungen so, daß das Datenmodell in Power BI durch das Release von MS Fabric noch weiter an Stellenwert gewinnt - und zwar vor allem aufgrund der hohen Kompatibilität zum Delta-Parquet Format im OneLake - und Power BI Desktop jetzt enterprise-ready gemacht wird.

Umbenennung Datamodel / Dataset -> Semantic Model

Die Umbenennung resultiert eindeutig aus der Eingliederung von Power BI in MS Fabric, da der Begriff bisherige Dataset zu unspezifisch war. Dennoch war ich überrascht, daß dieser seit dem Jahr 2012 iZm dem SQL Server Tabular Model existierende Begriff es jetzt tatsächlich nach Power BI geschafft hat.

Bemerkenswert ist auch, daß der bisherige Begriff Dataset nur im Power BI Cloud Service existiert hatte und die beiden Komponenten Power Query und Datamodel aus Power BI Desktop begrifflich zusammengefasst hat. Der neue Begriff Semantic Model ersetzt jetzt in Power BI Desktop den Begriff des Datamodels und im Power BI Cloud Service den weiteren Begriff des Datasets.

Zur Bedeutung des Begriffs Semantic Model hat Matt Allington hier eine sehr gute Erklärung. Kurz zusammengefasst, Power BI ist ein modell-basiertes Tool (im Gegensatz zu den report-basierten Tools), d.h. es wird ein Datenmodell aufgebaut und darauf werden dann verschiedene Visualisierungen und Reports erstellt. Die Interaktion des Anwenders mit dem Datenmodell geschieht über leicht verständliche (= semantische) Instrumente wie Tabellen, Beziehungen, Measures usw. Die Übersetzung auf die technische Ebene der VERTIPAQ Engine findet "unter der Haube" statt und der Anwender braucht sich um diese technische Ebene nicht zu kümmern.

Model Explorer (Preview)

Der neue Model Explorer ist im Model View angesiedelt und liefert eine Sicht auf sämtliche Komponenten des Semantic Model, auch diejenigen, die bisher in Power BI Desktop noch nicht einsehbar waren:

  • Calculation Groups
  • Translations
  • Perspectives
  • Partitions

Funktional gesehen bringt der neue Model View großteils nur einen alternativen Zugang zu bereits vorhandenen Funktionen in Power BI, es gibt aber auch neue Funktionen:

Der neue Model View in Power BI Desktop ist sehr ähnlich dem Tabular Model Explorer in SQL Server Analysis Services ...

... und der Modellstruktur im Community Tool Tabular Editor aufgebaut:

Neuer DAX Query View (Preview)

Der neue DAX Query View ist eine dritte Sicht auf das Semantic Model. Bisher waren DAX Queries nur im Community Tools DAX Studio ausführbar, mit dem November Release ist das jetzt auch direkt in Power BI Desktop möglich.

DAX Queries sind - anders als DAX Formeln in Measures, Calculated Columns und Calculated Tables - Abfragen auf die Daten des Datenmodells und liefern als Ergebnis eine Tabelle. DAX Queries sind bei der Verwendung eines Power BI Reports allgegenwärtig - der Anwender sieht sie nur nicht. Zur Berechnung aller Datenpunkte eines Measures in einem konkreten Visual wird nämlich im Hintergrund (vom Visual) eine DAX Query erzeugt und auf das Datenmodell abgesetzt, welches die Ergebnistabelle zurückliefert und die dann im Visual dargestellt wird. DAX Queries sind an den Schlüsselwörtern EVALUATE und DEFINE erkennbar.

DAX Queries haben folgende Funktionen:

  1. Umfangreiche Analyse der Daten im Datenmodell
    Selektion der Spalten und Gruppierung erspart die Anlage von Arbeits-Visuals.
    Die DAX Queries sind also eine leistungsfähigere Alternative zum bisherigen "Data View".

  2. Datenanalyse auch in Direct Query Modellen
    Der "Data View" zeigt in DQ Tabellen (relational als auch tabular) keine Daten an.
    Mit den DAX Queries können jetzt auch die Daten aus DQ Tabellen abgefragt und analysiert werden.

  3. Erstellung und Update von Measures
    Neuer Workflow zu Erstellung und Bearbeitung von Measures - auch mehrere Measures gleichzeitig können bearbeitet werden!
    Weiters können virtuelle Measures entwickelt und getestet werden, bevor diese in das Datenmodell übernommen werden.

  4. Testen und Analyse der Queries aus dem Performance Analyzer
    Die DAX Queries waren bisher schon einsehbar, jetzt können diese direkt im DAX Query View ausgeführt werden.
    Bei der Ursachenanalyse der Laufzeit (= Performance) ist das Community Tool DAX Studio aber noch deutlich überlegen ("Server Timings").

Der DAX Query View hat folgenden grundsätzlichen Aufbau:

Der Start gelingt am einfachsten über die Quick queries auf einer Tabelle oder einer Column in der Data Pane rechts ...

... die DAX Query wird automatisch erzeugt und auch gleich ausgeführt:

Der Quick queries Dialog auf einem Measure liefert andere, noch interessantere Befehle ...

... nämlich zur Auflistung aller referenzierten Measures, die im DEFINE Abschnitt auch gleich bearbeitet werden können und bei Bedarf auch gleich in das Datenmodell übernommen werden können:

Weiters können die DAX Queries aus dem Performance Analyzer jetzt direkt in den neuen DAX Query View übernommen ....

... und auch gleich ausgeführt werden:

Nützlich ist auch der neue Show query button im Power BI Cloud Service:

Quellen:

https://powerbi.microsoft.com/de-at/blog/datasets-renamed-to-semantic-models/

https://blog.crossjoin.co.uk/2023/11/18/thoughts-on-power-bi-datasets-being-renamed-to-semantic-models/

https://exceleratorbi.com.au/why-did-microsoft-rename-datasets-to-semantic-models/

https://learn.microsoft.com/de-de/power-bi/transform-model/model-explorer

https://powerbi.microsoft.com/en-us/blog/deep-dive-into-dax-query-view-and-writing-dax-queries/

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