In dieser Blogserie 1x1 der Visualisierung widmen wir uns der Typologie von Tabellen und Diagrammen. Tabellen stellen Datenreihen verdichtet oder auch unverdichtet dar und helfen uns, entweder Inhalte und Zusammenhänge aus den Daten rasch zu verstehen oder Detaildaten nachzuschlagen. Inwieweit dieses Ideal erreicht wird, bestimmt den Nutzen von Tabellen in Dashboards, Berichten und Adhoc Analysen.
Der folgende Beitrag liefert eine erste Systematik für heute gängige Tabellentypen, und zwar aus den Perspektiven Excel / Power BI (technisch) und Hichert / IBCS (konzeptionell).
1. Welche Tabellentypen gibt es?
Wir unterscheiden Tabellen, Kreuztabellen und Kacheln. In Excel werden diese Tabellen typischerweise mit dem Tabellenobjekt oder mit einer Pivottabelle erstellt, Kacheln können aus den Zellen in Excel erstellt werden. In Power BI werden diese Tabellen mit den Visualisierungstypen Tabelle, Multi-Row Card, Matrix, Card und KPI erstellt.
Tabelle ("Table")
Eine Tabelle ist eine geordnete Zusammenstellung von Texten, Zahlen und/oder Bildern. Eine Tabelle besteht aus Feldern (= Spalten) und Datensätzen (= Zeilen). In Excel werden Tabellen typischerweise mit dem Tabellenobjekt oder mit der Pivottabelle erstellt, in Power BI mit dem Visualisierungsobjekt Tabelle oder Matrix . Die typische Darstellungsform ist einzeilig:
Aber auch mehrzeilige Tabellen sind möglich, hier mit dem Power BI Visual "Multirow-Card" erstellt. Der Vorteil liegt darin, daß die Darstellung responsive angepaßt werden kann ...
... und die mehrzeilige Tabelle auch recht gut für die Darstellung von Images/Bildern geeignet ist. Insbesondere dann, wenn es sich nur um wenige oder gar nur einen einzigen Datensatz handelt, um bspw. Stammdaten zu einer Selektion anzeigen zu können (hier mit dem Power View Visual "Card" erstellt):
Kreuztabelle ("Pivot", "Matrix")
Eine Kreuztabelle wertet die absolute und relative Häufigkeit von Merkmalskombinationen in den Zeilen und Spalten der Kreuztabelle für ein Measure (am Kreuzungspunkt) aus. In Excel werden Kreuztabellen mit der Pivottabelle erstellt, in Power BI mit dem Visual Matrix:
Hier wird das Merkmal Continent im Spaltenbereich und die beiden Merkmale Device Category und Operating System gruppiert in den Zeilen ausgewertet, das Measure Pageviews im Kreuzungsbereich der Merkmale wird summiert.
Kachel ("Cards / Tiles")
Eine Kachel ist eine Tabelle, die nur aus 1 einzigen Zahl besteht. Insofern ließe sich auch darüber diskutieren, ob es sich tatsächlich schon um eine Tabelle handelt, wir wollen das hier aber so kategorisieren. Das Einsatzgebiet liegt in der Hervorhebung besonders wichtiger Kennzahlen, sehr beliebt in Dashboards:
2. Grafiktabellen
Grafiktabellen sind Tabellen, die mit grafischen Elementen visuell aufgewertet und damit deutlich intuitiver zu lesen sind. Gängige grafische Elemente sind Sparklines, Indikatoren, Heatmaps und Bullet Graphs. In Excel werden typischerweise Sparklines, die Bedingte Formatierung ("analytische Formatierung") und die KPI-Logik in Power Pivot zur Erstellung von Grafiktabellen verwendet, in Power BI existieren derzeit Sparklines und Indikatoren vorerst nur im Visualisierungsobjekt Karte. Die Abgrenzung zwischen Grafiktabellen und Diagrammen ist schwimmend, typischerweise sprechen wir in Excel von Grafiktabellen, wenn die Visuals zellbasiert und nicht über das Diagramm-Modul erzeugt werden (hier eine andere Definition des Anbieters Tibco).
Kachel mit Visualisierung
Die Karte eignet sich hervorragend dazu, um mit einer Sparklines für die Visualisierung des Zeitverlaufs und/oder mit einer rot-grün Wertung für die Visualisierung der Zielerreichung aufgerüstet zu werden:
Hier weitere Beispiele für Karten vom Dashboard-Anbieter Geckoboard:
Tabellen mit Visualisierungen
Visualisierungen in Tabellen werden beispielsweise zur intuitiven Wahrnehmung von Top- und Flop-Listen verwendet, diese dienen dazu, die besten/schlechtesten N-Elemente eines Rankings darzustellen. In Excel werden Top-/Flop-Listen typischerweise mit Pivottabellen (mit Top-/Flop-Filter), der Cubemengen-Formel oder der Rang-Formel dynamisch abgefragt und mit der analytischen (Balken-)Formatierung visualisiert. In Power BI können Top-/Flop-Listen ebenfalls mit den Visuals Table und Matrix erstellt werden.
Hier ein Beispiel eines "Leaderboards" vom Dashboad-Anbieter Geckoboard (das Visual sieht auf den ersten Blick aus wie eine Scorecard, in den Zeilen sind aber keine Metrics aufgetragen sondern ein Ranking der Mitarbeiter, es wird also nur eine Metric ausgewertet):
Scorecards
Scorecards werden häufig auch synonym mit dem Begriff Dashboard verwendet, das stimmt aber nicht, da eine Scorecard ein Visual (eines von mehreren) innerhalb eines Dashboards ist. Hier die Definition von Dashboard Insights: "A scorecard is a tabular visualization of measures and their respective targets with visual indicators to see how each measure is performing against their targets at a glance." Eine Scorecard ist also eine Tabelle mit Metrics/KPIs in den Zeilen, zumindest einer Wertspalte und einem Zielerreichungs-Indiktor.
In Excel können Scorecards mit Pivottabellen und der KPI-Funktion von Power Pivot erstellt werden, wesentlich schöner können Scorecards aber mit Cubeformeln erstellt werden. Hier einem unserer Linearis Showcase Dashboards wird der 12-Monatstrend der Metrics mit Sparklines der Grad der Zielerreichung mit Balkengrafiken visualisiert:
Hier auch ein schönes Beispiel erstellt mit dem Tool XLCubed: Indikatoren, 2 Sparklines zur Visualisierung des Monatstrends und 2 Bullet Graphs zur Visualisierung der Zielerreichung.
Hier auch ein gutes (browser-basiertes) Beispiel mit Sparklines, Balkengrafiken und ebenfalls Bullet Graphs von Dashboard Insights:
Und abschließend noch weiteres Beispiel aus einer Datawall vom Dashboard-Anbieter Databox:
3. Fazit und Ausblick
Die Typologie für Tabellen ist im Vergleich zu den unzähligen Diagrammtypen recht einfach, im Bereich der Integration von Multimedia-Inhalten und im Bereich der Grafiktabellen sind der Kreativität aber ebenso wenig Grenzen gesetzt wie bei den Diagrammen. In den letzten Jahren sind hier sehr wertvolle neue Darstellungsformen und immer leistungsfähigere Techniken entstanden, die für das Dashboarding, das Reporting und die adhoc Analyse genutzt werden können.
Weiterführende Literatur zum Thema gibt es unzählige, wir möchten hier das Basiswerk Show Me the Numbers von Stephen Few empfehlen. In dem Werk wird das Thema Visualisierung sowohl hinsichtlich Tabellen als auch hinsichtlich von Diagrammen sehr fundiert beleuchtet, auch wenn über manche Wertungen auch vorzüglich diskutiert werden kann.
Vieles davon ist auch in das IBCS Framework nach Prof. Hichert eingeflossen, dieses Notationskonzept zur einheitlichen Gestaltung sowie zur konkreten Anwendungsdefinition von Visualisierungen bildet für unsere Praxis die wesentliche Basis.